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Verstärkte Berichterstattung in den Medien über brutale Gewalttaten oder eigene negative Erfahrungen in der Vergangenheit sind nur einige Gründe dafür, warum sich immer mehr Menschen mit der Frage befassen, wie man sich im Ernstfall bestmöglich gegen einen körperlichen Angriff auf der Straße zur Wehr setzen kann. Einer der am häufigsten bei der Internet-Suchmaschine Google eingegebenen Begriffe ist hierbei "Selbstverteidigung". Wie sich bereits an der Wortzusammensetzung erkennen lässt, verstand man bislang darunter die Phase nach einem bereits erfolgten körperlichen Angriff verbunden mit der Frage, mit welchen Methoden und Techniken man einen solchen Angriff bestmöglich abwehrt. Problematisch an diesem Denkansatz ist hierbei, dass man stets den passiven Part einnimmt, frei nach dem Motto: "Angriff X kontere ich mit Technik Y". Da sich der Angegriffene somit stets im Rückwärtsgang befindet, hat er den großen Nachteil, dass er auf die Aktionen des Angreifers stets nur passiv reagieren kann und somit seine Chancen deutlich sinken, die Bedrohung wirksam zu unterbinden bzw. auszuschalten. Den alten Grundsatz "Aktion schlägt Reaktion" macht sich der Verteidiger somit (leider) nicht zunutze. Sieht man sich die Internetseiten einzelner Schulen und Vereine mal etwas näher an, so entdeckt man immer wieder Angebote, welche für sich in Anspruch nehmen, einen realistischen Ansatz in Bezug auf Konzepte zur Abwehr eines körperlichen Angriffs auf der Straße zu verfolgen. Die präzisere Bezeichnung eines solchen Trainingsansatzes wäre dann "Selbstschutz" anstatt "Selbstverteidigung", wobei die parallele Verwendung mehrerer Begriffe für den gleichen Sachverhalt auch ein Stück weit dem Marketing-Gedanken und der besseren Auffindbarkeit des eigenen Angebots im Internet geschuldet ist. Auch wir von Combat Capacity verwenden für unser Selbstschutzkonzept "Urban Survival" beide Begriffe, da wir die Erfahrung gemacht haben, dass die meisten Leute nach "Selbstverteidigung" im Internet suchen, obwohl sie eigentlich "Selbstschutz" meinen. Dies im Hinterkopf schauen wir uns nun einmal an, was der Begriff "Selbstschutz" beinhaltet.

Im Gegensatz zur reinen Selbstverteidigung deckt Selbstschutz auch die Phasen vor und nach dem eigentlichen körperlichen Angriff ab. In der Vorkampf-Phase geht es vor allem darum, eine Bedrohung bereits frühzeitig zu erkennen ("Aufmerksamkeit") und diese nach Möglichkeit zu umgehen bzw. zu vermeiden ("Prävention"). In diesem Zusammenhang wird den Teilnehmern eines Selbstschutzseminars auch beigebracht, wie man vermeiden kann, von einem Täter als potentiell leichtes Opfer wahrgenommen zu werden, im englischen Sprachgebrauch wird hierfür häufig der Begriff "target-hardening" verwendet. Situationskontrolle und Gesprächstaktiken zur Deeskalation bilden weitere Eckpfeiler der Ausbildung und werden ebenfalls noch der Vorkampf-Phase zugeordnet. Die Nachkampf-Phase beschäftigt sich indes mit den Folgen der körperlichen Auseinandersetzung, Umgang mit Polizei und Justiz gehören hier ebenso dazu wie das Absetzen eines Notrufs und Erste Hilfe-Leistung. Im Hinblick auf die eigentliche Phase eines körperlichen Angriffs wird im Bereich Selbstschutz größter Wert darauf gelegt, den Trainierenden einfache, auf grobmotorischen Bewegungsmustern basierende Techniken zu vermitteln, die auch in Hochstresssituationen unter dem Einfluss des Stresshormons Adrenalin noch abrufbar sind. Dies unterscheidet Selbstschutztraining auch von einigen Bereichen der klassischen Selbstverteidigung, da bei letzterer auch in der heutigen Zeit oftmals noch auf feinmotorischen Fähigkeiten beruhende Techniken (z.B. komplizierte Handhebel, gezieltes Treffen von Nervendruckpunkten usw.) gelehrt werden, welche im Ernstfall auf der Straße mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr funktionieren würden.

Während die Systeme im Bereich Selbstschutz hauptsächlich darauf abzielen, den Teilnehmern in möglichst kurzer Zeit praktische Fähigkeiten zum Überstehen einer gewalttätigen Konfrontation auf der Straße zu vermitteln, ist die Herangehensweise in den klassischen Kampfsportarten zumeist eine andere. Das Training und die Entwicklung technischer Fähigkeiten und Fertigkeiten erfolgt hierbei in erster Linie unter dem Gesichtspunkt des sportlichen Wettkampfs, wenngleich auch traditionelle Sportarten wie Boxen oder Thaiboxen bei entsprechendem Training für die Selbstverteidigung auf der Straße geeignet sind. Im Vergleich zu einigen Systemen aus dem Selbstschutzbereich bedarf es hierbei aber eines erheblich größeren Trainingsaufwands, um die Fähigkeiten aus der Sporthalle auf die Straße übertragen zu können. Ein Grund dafür, warum sich beispielsweise auch erfahrene Kampfsportler aus Sportarten wie Karate oder Taekwondo gegen einen Straßenschläger schwer tun, ist die Tatsache, dass die Sportler oftmals im Unterbewusstsein auf die limitierenden Regeln ihrer Sportart konditioniert sind, während der Straßenschläger die oberste Regel der Straße beherzigt, welche da lautet: Es gibt keine Regeln.

Zu guter Letzt möchte ich noch einige Gedanken zum Begriff "Kampfkunst" zusammentragen, da dieser fast so häufig gebraucht wird wie der Begriff "Selbstverteidigung" und oftmals auch mit diesem gleichgesetzt wird. Im Vergleich zu den klassischen Kampfsportarten legen die meisten Kampfkünste einen stärkeren Fokus auf Techniken zur Bewältigung einer realen körperlichen Auseinandersetzung, wohingegen die wettkampforientierte Komponente eine eher untergeordnete Rolle spielt. Aber auch hier ist Kampfkunst nicht gleich Kampfkunst, die Unterschiede in den einzelnen Schulen und Stilrichtungen sind hier zum Teil beträchtlich. Während beispielsweise sowohl Tai Chi als auch Wing Tsun in die Gruppe der Kampfkünste eingeordnet werden, haben die Zielsetzungen dieser beiden Stile nur wenig gemeinsam. Während die Bewegungslehre Tai Chi überwiegend unter Gesundheitsaspekten zu sehen ist und dem Stressabbau dient, haben die Trainierenden des Wing Tsun viel eher das sich zur Wehr setzen gegen einen Aggressor auf der Straße im Sinn. Inwieweit diesem Anspruch Rechnung getragen wird, hängt in großem Maße auch von der jeweiligen Schule und dem Lehrer ab, Verallgemeinerungen sind an dieser Stelle insofern nur schwer möglich. Des Weiteren gibt es diverse Kampfkünste, in denen das Pflegen von Traditionen ebenso eine Rolle spielt wie die Anpassung der Trainingskonzepte an die Erfordernisse der heutigen Zeit. Ein schönes Beispiel hierfür sind die philippinischen Kampfkünste, bei denen für die Vervollkommnung der Techniken in einzelnen Teilbereichen sicherlich jahrelanges Training notwendig ist, auf der anderen Seite aber innerhalb der Systeme bzw. Stilrichtungen auch Techniken und Konzepte vermittelt werden, die innerhalb kürzester Zeit erlernbar und für den Schutz gegen körperliche Angriffe auf der Straße geeignet sind.

Ob Kampfsportverein, Kampfkunstschule, Anbieter von Selbstschutzseminaren oder Veranstalter von Selbstverteidigungskursen - wichtig ist vor allem, mit möglichen Interessenten deren Zielsetzung so exakt wie möglich im Vorfeld abzuklären. Für jemanden, der hauptsächlich an wettkampforientierten Sportarten interessiert ist, gibt es am Markt ebenso genügend Angebote wie für Leute, deren Hauptaugenmerk auf der reinen Selbstverteidigung liegt. Eine ausführliche Recherche im Internet und Teilnahme an diversen Probetrainings dürfte hier der erfolgversprechenste Weg sein, um das für die eigene Person passende Angebot herauszufinden.